Es war einmal…

… ein Rüstwagen einer Feuerwehr in der Schweiz. Seine Zeit als aktives Mitglied war vorbei und so wurde nach einem neuen Besitzer und einer neuen Aufgabe für ihn gesucht.
Und hier kamen wir ins Spiel…

Wie und warum wir überhaupt zu Wohnmobilisten mutierten, würde den Rahmen dieses Blogs sprengen.
Fangen wir damit an, dass wir im Spätsommer 2016 mit unserem damals noch relativ neuen Wohnmobil eine dreiwöchige Rundreise durch Teile Italiens machten.
Eines Tages standen wir auf einem schönen Campingplatz in Paestum, Campania. Wir hatten eine ruhige Parzelle in mitten uralter Kiefern. Eines Nachmittags saßen wir zu zweit gemütlich unter der Markise als zwei ältere Herrschaften mit einem relativ neuen VW California mit Stuttgarter Kennzeichen die Parzelle gegenüber der unsrigen ins Visier nahmen. Wir erwarteten eine unterhaltsame Show (erfahrene Camper wissen, was ich meine 😉 ). Nach mehreren Versuchen und reiflichen Überlegungen, wie sie ihr Gefährt denn nun parken sollten, stellten sie den Motor schließlich ab. Aber anstatt, wie normalerweise üblich, die Stromversorgung herzustellen, die Markise auszufahren und ähnliche Arbeiten zu erledigen, folgte etwas, dass sich prägend auf unser zukünftiges Leben auswirken sollte:
Es kamen zunächst ein Tisch und zwei Stühle zum Vorschein, die rasch aufgebaut wurden. Danach folgte ein kleiner Beistelltisch. Auf diesen stellten die beiden einen Sektkühler samt adäquatem Inhalt. Zu guter Letzt wurden zwei Sektgläser auf den Tisch gestellt und es knallte der erste Korken.
Wir schauten uns das Spektakel einige Sekunden an. Dann meinte Isotta: „Das sind wir zwei in ein paar Jahren“. Ein Traum war geboren.

Bei ihrer Abreise einige Tage später erzählten uns die beiden dann, dass sie auf einer 3-monatigen Tour seien. Diese sollte sie als nächstes über Brindisi nach Griechenland führen.

In der darauf folgenden Zeit haben wir uns noch öfter über die beiden und ihre Freiheit im Alter unterhalten. Es entwickelte sich immer mehr Sympathie für diese Art, längere Zeit zu reisen. Schließlich stellten wir uns die Frage, warum wir eigentlich nicht eines Tages, wenn alle Pflichten, die mit Arbeit und Kindern getan wären, fast ganz in ein Wohnmobil ziehen sollten. Damals wussten wir noch nicht, wie groß die Community derer ist, die diesen Lebensstil verfolgt.

Eines war von Anfang an klar: mit unserem damaligen Wohnmobil war so etwas nicht machbar. Nicht nur, dass es qualitativ einem Vollzeitleben darin nicht standhalten würde, waren auch die Aufteilung und das Platzangebot alles andere als optimal. Somit begann die Planung an etwas Neuem.

Die Anforderungen waren:

  • Beide Motorräder müssen mit
  • Die Möbel müssen qualitativ so gestaltet sein, dass sie nicht nur uns sondern auch allen möglichen äußeren Bedingungen standhalten müssen
  • Autarkie in nahezu jeglicher Hinsicht
  • Kein LKW! (sollte sich ändern)

Von dieser neuen Idee angetrieben fing Rico also an, das Internet zu durchkämmen. Er suchte dabei nach allem was der Markt an sogenannten Expeditionsmobilen hergibt. Dass ein Fahrzeug, wie wir es uns vorstellten nicht von der Stange zu haben waren, wurde schnell klar. Also verschob sich die Suche zu Herstellern individuell erstellter ExMos. Die Preise, die hierfür aufgerufen werden, sind der Wahnsinn. Beim Durchstöbern von YouTube fanden wir heraus, dass die eigene Herstellung eines Wohnmobils wohl kein Hexenwerk sei. Voller Übermut und nicht ahnend, was da auf ihn zukommen sollte, gab Rico also bekannt, dass wir unseren Traum selber erstellen würden. Das sollte bedeuten, dass wir uns von einem Profi das Fahrgestell samt Lehrkabine bauen lassen würden und den kompletten Innenausbau selber erledigen würden. Also Möbel, Wasser, Heizung, Elektrik und Gas.
In den folgenden Monaten erstellte er also einen Grundriss nach dem Anderen. Es wurden verschiedenen Varianten an Fahrgestellen durchdacht. Vor allem der Plan, zwei ausgewachsene Motorräder und einige hundert Liter Wasser in einem Fahrzeug mit maximal 7,5 to zulässigem Gesamtgewicht transportieren zu wollen, ließ die Konstruktion immer wieder an Grenzen stoßen. Aber Isotta wehrte sich vehement gegen einen LKW.

Eines Tages, nachdem Rico über Monate immer wieder vorsichtig gebohrt hatte, meinte Isotta jedoch, sie könne sich mit einem ehemaligen Feuerwehrfahrzeug anfreunden und würde auch den Führerschein dafür machen. Sie begründete es damit, dass Rico schon seit Jahrzehnten in diversen Freiwilligen Feuerwehren tätig war und somit ein Bezug zu so einem Fahrzeug gegeben sei.
Damit waren natürlich die Karten neu gemischt.

In der Zwischenzeit war Rico auf die sehr informativen Seiten von Amumot.de gestoßen. Andre erzählt in seinem Blog sehr viel über sein Leben im Wohnmobil. Darüber hinaus betreibt er einen Shop für alles rund um das Thema Elektrik im Wohnmobil.
Wie der initiale Kontakt zustande kam wissen wir gar nicht mehr. Aber zu der Zeit plante auch Andre, sich ein neues Domizil auf Rädern zu bauen. Wir tauschten uns anfänglich noch ein wenig über verschiedene Konzepte in der Gestaltung des Wohnraumes aus. Dann folgte einige Zeit Sendepause.

Inzwischen waren wir Ende 2018 angekommen. Unser Grundriss stand in der Planung als Rico bei Andre anfragte, wie es denn um seinen Grundriss stehe. Die Augen wurden groß und die Überraschung ebenso als uns Andre seine Planung per WhatApp schickte. Sie deckte sich in weiten Teilen mit der unsrigen. So kam es, dass Andre in vielerlei Hinsicht zum Vorreiter für unser Projekt wurde.

Nun folgte für uns der Zeitplan. 2022 plante Rico in den Ruhestand zu gehen. Ein Jahr zuvor sollte das Auto spätestens fertig werden, damit es bis zum Umzug und der „großen Reise“ noch auf Herz und Nieren geprüft werden konnte.
Anfang 2019 erfuhren wir von Andre, dass er die Lehrkabine für sein neues Wohnmobil bei der Firma frm-technik in Giengen an der Brenz bauen lassen würde. Für uns war es noch zu früh und so warteten wir auf einen ersten Erfahrungsbericht von Andre.
Dieser kam dann Mitte 2019 und war durchweg positiv.

Im September 2019 nahmen wir zum ersten Mal Kontakt mit der Firma frm-technik auf und fragten nach Preisen und Bau- bzw. Lieferzeiten. Benny Jülich erklärte uns, dass der Bau im Herbst 2020 beginnen könne, sofern er bald einen Auftrag bekäme. Den erteilen wir gern. Nun wurde die Sache also konkret.

Als nächstes folgte die Suche nach einem geeigneten Fahrgestell. Während Expeditionsmobile in der Regel eher einen kürzeren Radstand haben sollten, um mit Verschränkungen und Böschungen besser umgehen zu können, schied dies leider wegen unserer Planung aus. Unsere Wohnkabine war mit 5,80m geplant. Eine solche Wohnkabine auf einen Radstand von 3,8m zu setzen, geht einfach nicht. Also musste ein längerer Radstand gesucht werden. In Deutschland sind Feuerwehrfahrzeuge mit einem solch langen Radstand allerdings rar bis gar nicht zu bekommen. Rico durchsuchte diverse Gebrauchtangebote im Internet und spannte sogar einen Kameraden bei der Feuerwehr ein, um uns bei der Suche zu unterstützen. Alles blieb ohne Erfolg. Rico ging ausserdem davon aus, dass Isottas Bedingung, es müsse sich um ein ehemaliges Feuerwehrfahrzeug handeln, beinhaltete, dass das Fahrzeug bei einer deutschen Feuerwehr in Dienst gewesen sein müsse.

Kurz vor dem Jahreswechsel 2019/2020 schrieb Benny schließlich „Ich glaube, ich habe das passende Auto für Euch gefunden“. Er schickte auch gleich einige Bilder mit. Eines davon siehst Du oben auf dieser Seite. Die anderen findest Du im Blog.
Was auf den ersten Blick zu sehen war, war das Schweizer Kennzeichen. Ganz überschwänglich zeigte Rico Isotta die Bilder, die ebenfalls gleich Feuer und Flamme war. Zum Glück störte sie auch nicht, dass es ein „Schweizer“ war. Auch ihre Bedenken gegenüber einem LKW waren verschwunden. Ihre Aussagen dazu: „Ein Feuerwehrauto ist auch kein LKW, irgendwie…“ und „Der hat ja Charakter und passt. Aber ein 08/15 LKW? Ich weiß nicht. Finde die hässlich!“
Das sollte also unser Auto werden und so sagten wir Benny, wir würden es ungesehen nehmen.
Eine Marotte von uns ist, dass unsere Fahrzeuge Namen haben. So überlegten wir hin und her, wie denn unser neues Auto heißen könnte. So richtig konnten wir uns für keinen begeistern.

Am 21.02.2020 fuhren Benny und Rico nach Zürich. Ja, die Schweiz war zu diesem Zeitpunkt schon mitten in der Corona Pandemie. Aber so richtig ernst nahm das hier zulande noch niemand und so dachten wir uns auch noch nichts dabei.
Rico fühlte sich wie eine kleines Kind an Weihnachten. Er konnte sich gar nicht satt sehen. Dieses Auto war einfach zu schön um wahr zu sein.
Als er sich dann zum ersten Mal hinein setzte, war ihm schnell klar, wie dieses Auto heißen würde. So schrieb er Isotta eine iMessage „Ich weiß jetzt, wie unser Auto heißt: Gustav“. Auf die Frage warum ausgerechnet Gustav schickte er ihr ein Bild mit der Unterschrift „Weil es dort steht…“


Auf der Sicherungsabdeckung vor dem Beifahrer ist zu sehen, dass dieses Fahrzeug den Funkrufnamen „Gustav 12“ getragen hatte. Somit stand der Name fest.

Ein paar technische Daten: Mercedes Benz 1428AF, Baujahr 1991, permanent Allrad, manuelles 6-Gang Getriebe, Mitteldifferenzial, Hinterachsdifferenzial, Radstand 4,20m

Dies ist das Ende der Vorgeschichte. Alles Weitere kannst Du im Blog lesen. Wundere Dich nicht, dass die ersten Beiträge alle vom selben Tag stammen. Wir haben sie im Zuge der Erstellung dieses Blogs eingefügt.

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